Chatten, Videos schauen, einkaufen, arbeiten: Der durchschnittliche Nutzer verbringt 3,7 Stunden am Tag mit seinem Smartphone, Tendenz steigend. Während die digitalen Möglichkeiten unserer Smartphones und Tablets den Alltag in vielen Bereichen vereinfachen, birgt es auf der anderen Seite auch Gefahren. Denn wirklich gesund ist diese Dauer nicht. Durch die ständige Erreichbarkeit beispielsweise kommt es häufig zu Stress und zu der Schwierigkeit, auch mal „abschalten“ und zur Ruhe kommen zu können. Aber auch unser Muskel- und Skelettsystem kann durch die hohe Nutzungsdauer belastet werden. Warum das so ist und was man dagegen tun kann, erfahren Sie in diesem Artikel.
Warum belasten Smartphones & Co das Muskel- und Skelettsystem?
Auch wenn mobile Endgeräte meist ein sehr geringes Gewicht haben, können sie einen großen (negativen) Einfluss auf unseren Bewegungsapparat haben. Gründe dafür sind unter anderem eine statische Körperhaltung und häufige Bewegungswiederholungen. Auch die Augen können in Mitleidenschaft gezogen werden.
Das größte gesundheitliche Problem liegt in der gesenkten Kopfhaltung. Wird der Kopf normal aufrecht gehalten, muss die Halswirbelsäule ungefähr 5 bis 7 kg tragen. Je stärker der Kopf jedoch nach vorne geneigt ist, desto größer ist das Zuggewicht, das auf der Nackenmuskulatur lastet - im Extremfall beträgt es bis zu 30 kg. Dieser hohen Belastung ist der Bewegungsapparat nur kurze Zeit gewachsen. Das trifft insbesondere dann zu, wenn Rücken und Nacken untrainiert sind.
Die intensive Beschäftigung mit Mobilgeräten - egal ob Handy, Smartphone oder Tablet - führt durch den ständig geneigten Kopf rasch zu einer Überlastung. Vor allem Personen, die sich jeden Tag mehrfach über Zeiträume von Stunden mit ihren Geräten beschäftigen, sind gefährdet. Oft merken Betroffene erst bei erheblichen Beschwerden, dass ihre Angewohnheiten problematisch für die Gesundheit sind.
Welche Symptome treten bei einem „Handy-Nacken“ auf?
Durch die dauerhaft gesenkte Kopfhaltung – etwa beim Blick auf das Handy oder beim Einklemmen des Telefons zwischen Ohr und Schulter – verkrampfen die Muskeln im Nacken- und Halsbereich. Durch die zusammengezogenen Muskelfasern bilden sich lokal begrenzt knotenartige Verhärtungen. Jede weitere Bewegung führt zu ziehenden und stechenden Schmerzen. Die Schmerzen können vom Nacken in die Schulter und sogar in die Arme oder in den oberen Rücken ausstrahlen. Auch Kopfschmerzen sind häufige Begleiterscheinungen.
Bei dauerhafter Fehlbelastung drohen Langzeitfolgen: Wird der Nacken nicht durch abwechslungsreiche Bewegungen und durch Dehnung entlastet, kann die Halswirbelsäule geschädigt werden. Auch die oberen Bandscheiben können durch die gebeugte Haltung beeinträchtigt werden, da sie einer einseitigen Druckeinwirkung ausgesetzt sind.
Was hilft gegen den „Handy-Nacken“?
Damit die Symptome eines Handy-Nackens erst gar nicht aufkommen, sollte die eigene Nutzungsdauer überdacht und am besten reduziert werden.Regelmäßige Pausen vom Smartphone sind dabei grundsätzlich empfehlenswert. Ein gänzlicher Verzicht ist nicht notwendig, da mehrere kurze Belastungsphasen über den Tag verteilt als unproblematisch gelten.
Folgende Maßnahmen können im Akutfall helfen:
- Entspannung
- vorsichtige Bewegung/Dehnung
- Wärme
- Massage
Sollten die Symptome nicht verschwinden, ist es ratsam einen Arzt aufzusuchen
Damit so wenig wie möglich Akutfälle auftreten, sollten möglichst oft langfristige und präventive Maßnahmen durchgeführt werden:
- Bewegung und gesunde Ernährung: Ein sportlicher und gesunder Körper ist robuster und widerstandsfähiger als ein untrainierter. Ausreichend Bewegung und gesundes Essen hält fit und Muskeln auf Trab. Ist die Muskulatur ausreichend ausgebildet, kann der Schulter-Nackenbereich solche Krafteinwirkungen besser verkraften. Sportarten wie Yoga, Pilates, Functional Fitness sind prädestiniert, um den ganzen Körper zu stärken und Muskeln aufzubauen. Gezielte Gymnastikübungen für Nacken und Rücken lindern zudem die Handynacken-Symptome.
- Dehnen und Entspannen: Darüber hinaus dient das Strecken des Halses der Entspannung und der Fehlhaltung kann entgegengewirkt werden. Bei der Übung wird der Kopf zunächst nach hinten geneigt, das Kinn nach oben bewegt und der Hinterkopf vorsichtig so weit wie möglich Richtung Nacken gestreckt. Die Position sollte ein paar Sekunden gehalten werden.
- Massage mit einer Faszienrolle: Faszientraining gilt als eine praktische und wirksame Maßnahme, um etwaige Verspannungen eigenständig zu lösen. Bei den sogenannte Faszien handelt es sich um feine und zähe bindegewebige Häute, welche die Muskeln umhüllen. Bei der Ausführung wird der Kopf nach vorne gebeugt und die Faszienrolle langsam mit sanftem Druck vom Schädelknochen am Hinterkopf in Richtung Nacken gezogen.
- Internetnutzung anders gestalten: Alternativ können Internetaktivitäten mehr auf größere Bildschirme verlegt werden, die eine aufrechte Kopfhaltung ermöglichen. Auch das Hinzuziehen von einer externen Tastatur kann hilfreich sein.
Was kann man als Arbeitgeber tun?
Da viel Zeit der Handynutzung auch für die Arbeit beansprucht wird, sollten Arbeitgeber/innen ebenfalls dafür Sorge tragen, dass die mobilen Endgeräte für ihre Mitarbeitern/innen nicht zum gesundheitlichen Problem werden. Im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagement können diesbezüglich viele Maßnahmen getroffen werden:
- Sorgen Sie als Arbeitgeber/in dafür, dass Tablets und Smartphones eher kurzzeitig genutzt werden. Sollten Geräte länger genutzt werden, sollten externe Zusatzgeräte eingesetzt werden, zum Beispiel eine externe Tastatur.
- Führen Sie in Ihrem Betrieb aktive Pausen ein, um dem Körper und vor allem auch dem Nacken Ihrer Arbeitnehmer/innen Mobilität zu schenken
- Spezielle Fitnesskurse (z.B. Rückentraining, Faszientraining, Yoga,…) beugen gesundheitliche Beschwerden vor.
- Auch das Thema Entspannung sollte bedacht werden, um den Stress zu minimieren, der durch die ständige Nutzung vieler technischer Geräte entsteht.
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